Nationalrätinnen und Nationalräte aus sieben Parteien haben heute ein Postulat eingereicht, mit dem der Bundesrat aufgefordert wird, Lösungen zur Förderung von regionalem Coworking zu prüfen. Dabei sollen Massnahmen identifiziert werden, die bis 2030 mindestens 100’000 regionale Gemeinschaftsarbeitsplätze schaffen und so einen wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Mehrwert generieren.

Der 16. Juni 2020 ist ein wichtiger Tag für die Entwicklung des Coworkings in der Schweiz und damit auch für Coworking Switzerland als nationalen Verband der Coworking-Bewegung. Das heute eingereichte Postulat fordert den Bundesrat auf, konkrete Massnahmen zur Förderung von regionalem Coworking zu prüfen. Das Ziel ist ambitioniert: Mindestens 100’000 Arbeitsplätze sollen bis in 10 Jahren in dezentralen, lokal verankerten Gemeinschaften geschaffen werden. Ergänzend zu den Coworking Spaces in den städtischen Zentren soll das Coworking so vermehrt auch in die kleinen Städte und ländlichen Gebiete getragen werden. «Dies begünstigt die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung. Das bedeutet mehr freie Zeit und mehr Lebensqualität», ist der grüne Nationalrat Gerhard Andrey (FR) überzeugt.

Besonders bemerkenswert ist die breite Abstützung des Postulats über das gesamte politische Spektrum mit Vertreterinnen und Vertretern aus allen Bundeshausfraktionen. «Damit ist das Thema Coworking in der Politik angekommen», freuen sich Claudius Krucker und Mélanie Burnier, die zusammen Coworking Switzerland präsidieren. «In der Corona-Krise mussten viele von uns ihren Aktionsradius plötzlich und drastisch verkleinern und haben dadurch ihre unmittelbare Umgebung, ihr Quartier, ihr Dorf neu entdeckt. Mit dem regionalen Coworking können wir im Post-Corona Zeitalter nun dieses neue lokale Bewusstsein gemeinsam aktiv gestalten und zu einer positiven Kraft entwickeln.»

«Mit regionalem Coworking auf marktwirtschaftlicher Basis können wir attraktive Arbeitsplätze auch in ländlichen Gebieten schaffen. So nutzen wir die Digitalisierung zur Stärkung der Regionen», hebt Susanne Vincenz-Stauffacher (FDP/SG) einen wirtschaftlichen Aspekt hervor. Doch auch auf der menschlichen Ebene sind breite positive Effekte zu erwarten, wie es Sidney Kamerzin (CVP/VS) zusammenfasst: «Coworking zu unterstützen bedeutet, unsere regionale Wirtschaft, unsere KMUs und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, unsere Familien und ihr Umfeld zu unterstützen.» Auch für Corina Gredig (GLP/ZH) ist klar: «Mit regionalen Coworking Spaces kommen Arbeit, Familie und Freizeit wieder näher zusammen.» «Dies steigert nicht nur die Lebensqualität, sondern reduziert auch die Pendlerströme und entlastet so die Verkehrsinfrastruktur», sieht Lilian Studer (EVP/AG) weitere Vorteile.

Während in den städtischen Ballungszentren grossflächige Coworking Spaces ein investorentaugliches Geschäftsmodell darstellen, sind für den Aufbau von regionalem Coworking eher Non-profit Ansätze und die Nutzung von Synergien mit anderen lokalen Dienstleistungen gefragt. «Der herausfordernde Aufbau in den Regionen benötigt Unterstützung durch die öffentliche Hand», ist deshalb Edith Graf-Litscher (SP/TG) überzeugt. Ob dies auch finanzielle Anreize beispielsweise im Rahmen eines Post-Corona Wirtschaftspakets oder durch eine Konkretisierung der Ziele in bestehenden Gefässen wie der Neuen Regionalpolitik (NRP) umfassen kann, wird sich in der politischen Diskussion noch zeigen. Für Lars Guggisberg (SVP/BE) liegt der Fokus primär auf der «Schaffung guter Rahmenbedingungen, z.B. bei der Raumplanung, im Bewilligungsprozess und der Bereitstellung möglicher Liegenschaften.»

Coworking Switzerland hat sich als nationaler Branchenverband immer dafür eingesetzt, gemeinsame Arbeitsräume auch in den Regionen und nicht nur in den urbanen Zentren zu entwickeln. Dabei tritt Coworking Switzerland aber nicht selber als Anbieter am Markt auf, sondern vertraut auf Partner wie die Genossenschaft VillageOffice. Sie steht für die gleichen Grundwerte wie der Verband und bietet Projektbegleitung für die Entwicklung von regionalen Coworking-Angeboten in Zusammenarbeit mit lokalen Gemeinschaften an.

Coworking Switzerland begrüsst den politischen Willen, das Angebot an Coworking Spaces in der ganzen Schweiz auszubauen. Damit werden flächendeckend Unternehmen und Mitarbeitenden eine Alternative zu Home Office und traditionellem Firmenbüro angeboten, die zur lokalen Wertschöpfung beitragen, die Lebensqualität verbessern und gleichzeitig die Verkehrsinfrastrukturen entlasten. Mit Ausnahme von Edith Graf-Litscher sind alle am Postulat beteiligten Parlamentsmitglieder sind 2019 neu gewählt worden. Sie zeigen eindrücklich den Willen zur überparteilichen Zusammenarbeit, um wichtige Zukunftsfragen gemeinsam zu lösen. Der Verband setzt nun auf den Bundesrat und das Parlament, damit aus diesem Postulat eine Bewegung für regionales Coworking wird, und schliesst sich Sidney Kamerzins Worten an: «Soyons tous les acteurs du changement – Lassen Sie uns alle Akteure des Wandels sein.»

Das Postulat wurde eingereicht durch:
Gerhard Andrey (Grüne, FR)
Edith Graf-Litscher (SP, TG)
Corina Gredig (GLP, ZH)
Lars Guggisberg (SVP, BE)
Sidney Kamerzin (CVP, VS)
Lilian Studer (EVP, AG)
Susanne Vincenz-Stauffacher (FDP, SG)